Radio-Diskussionen

2007/2008 zeichnete sich ab, daß unsere Aufsichtsbehörde und Hauptgeldgeberin, die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) die Förderrichtlinien verschärfen wird und daß sich für uns die Bedingungen verschlechtern, wie wir das Geld kriegen können, das wir brauchen, um unsere Infrastruktur für den laufenden Sendebetrieb zu finanzieren. Ich habe mich dafür stark gemacht, daß wir für unsere Geldbeschaffungsmaßnahmen auch andere mögliche Geldgeberinnen ausfindig machen, daß wir unser Programm mit mehr Menschen als den „üblichen Verdächtigen” aus unserem eigenen linksalternativen/subkulturellen Biotop gestalten, und uns auf unsere eigenen Kräfte besinnen, sowie die verschiedensten Verbündeten suchen, um politisch unabhängiger zu werden von der LfK und der nicht eben fortschrittlichen Landespolitik in Baden-Württemberg. Reutlingen und Tübingen brauchen ein freies Radio – oder doch nicht? hatte ich mein Diskussionspapier zum Sendeplatzplenum der Wüsten Welle am 1. März 2008 überschrieben.

Im Frühjahr 1996 habe ich angefangen, bei der Wüsten Welle Radio zu machen. Zunächst bei der Redaktion Lauschangriff, die ein Info-Politik-Magazin gemacht haben. Es hat sich schnell herausgestellt, daß wir einen sehr unterschiedlichen Politikstil pflegen. „Das Private ist politisch“ könnte mensch den meinigen überschreiben, und „wenn wir die Beherrschung verlieren, fangen wir an zu gewinnen!“ Wer es aushält, sich unsensibel gegenüber sogenannten „Minderheiten“ zu benehmen, muß es auch aushalten, wenn die irgendwann die Lust verlieren. Ätzende Auseinandersetzungen (wahrscheinlich für alle Beteiligten?) führten zur Abspaltung einer lesbischwulen Redaktion, die wiederum an Männerdominanz und Dogmatismus krankte und nach Auszug der einzigen Frauenfrau an Entkräftung starb. Mein Text „Konstruktive Nestbeschmutzung & Loyalitätskonflikte“ ist beinahe zwei Jahre später erschienen und versucht eine Aufarbeitung eines Konflikts, den wir gewiß mit vielen anderen emanzipatorischen Zusammenhängen gemeinsam haben.